Hebamme Cornelia Meister

Geburtsvorbereitung

von Cornelia Meister, Hebamme

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um sich auf die Geburt vorzubereiten. So viele, dass es mitunter schwerfällt, sich für den „richtigen“ Weg zu entscheiden. Aber kein Grund zur Sorge, es gibt nicht den „richtigen“ Weg.

Jeder Weg, der gegangen wird, führt zur Geburt. Selbst wenn man sich für gar keinen entscheiden sollte, so ist auch dies ein Weg, der zur Geburt führt. Manchmal gar nicht der schlechteste. Denn zu viele Informationen können auch zu Verwirrung oder schlimmstenfalls zu Angst führen. Und Angst ist der allerschlechteste Begleiter.

Welche Art der Geburtsvorbereitung am passendsten ist, muss jede Frau und jedes Paar für sich selbst herausfinden.

Klassische Geburtsvorbereitungskurse durch Hebammen

Da gibt es zum einen die klassischen Geburtsvorbereitungskurse, die von Hebammen angeboten werden. Diese Kurse sind eine Leistung der Krankenkasse, d. h. üblicherweise übernimmt die Krankenversicherung die hierfür entstehenden Kosten für die Frau. Die Begleitpersonen müssen die Kosten selbst tragen. Manche Krankenkassen beteiligen sich jedoch auch an den Kosten für den Partner. Dies kann im Vorfeld mit der Krankenkasse abgeklärt werden.

Verschiedene Themen

In diesen Geburtsvorbereitungskursen werden Themen wie Veränderungen in der Schwangerschaft, Ernährung, sportliche Betätigung, Entwicklungsschritte des Babys, Anzeichen für die beginnende Geburt, Geburts“mechanik“ – also der Ablauf einer physiologischen Geburt, Geburtsarbeit, Gebärpositionen, Unterstützung durch den Partner bzw. die Begleitperson, Nachgeburtsphase, Wochenbett und Stillzeit besprochen.

Zusätzlich werden mitunter Entspannungsübungen gezeigt, Phantasiereisen angeleitet und verschiedene, mögliche Atemmuster besprochen oder ausprobiert. Jede Hebamme vertritt natürlich ihre eigene Einstellung zu diesen Themen, deshalb ist jeder Kurs individuell.

Informationen einholen

Die Frauen sollten bereits im Vorfeld durch ein Gespräch abklären, welche Inhalte die Hebamme bearbeitet und worauf sie Wert legt. In diesem Gespräch wird evtl. bereits klar, ob diese Art der Vorbereitung zu einem passt.

Viele Hebammen haben eine Webseite, sodass man sich auch vorher schon über die Hebamme und ihre Arbeitsweise informieren und schauen kann, ob diese zu einem passt. Man sollte nicht verschiedene Hebammen „ausprobieren“, da die Krankenkasse nur ein Vorgespräch finanziert.

Vorgespräch

Durch einen ersten Kontakt am Telefon wird aber sicherlich schon ein Gefühl für die Betreuung entstehen. Sollten die Frauen nach dem Vorgespräch doch das Gefühl haben, dass die betreffende Hebamme nicht passt, dann sollte es bitte zügig und offen  angesprochen werden; so lassen sich Missverständnisse vermeiden und die Frauen können nach einer geeigneteren Hebamme suchen und die Hebamme muss nicht den Platz freihalten, sondern kann ihn für eine andere Frau zur Verfügung stellen.

In Anbetracht des Hebammenmangels ist die bitte zu berücksichtigen. Kosten für mehrere Vorgespräche müssen die Frauen selbst bezahlen.

„Crash-Kurse“

Es gibt Kurse für Paare, reine Frauenkurse, manchmal auch Frauenkurse mit vereinzelten Männerabenden. Üblicherweise bewegt sich der Geburtsvorbereitungskurs über mehrere Wochen hin; es gibt aber auch sog. „Crash-Kurse“, die an einem einzigen Wochenende stattfinden. Informationen zu dem jeweiligen Kurs erfragt man bei der gesuchten Hebamme.

Frühzeitig kümmern

Da viele Kurse in etwa zur 28. Schwangerschaftswoche beginnen, sollte sich sehr frühzeitig um einen Kurs bzw. allgemein um Betreuung durch eine Hebamme gekümmert werden.

Da es in Deutschland einen akuten Versorgungsnotstand gibt, was die Anzahl der Hebammen anbelangt, ist es durchaus sinnvoll, sich direkt mit dem positiven Schwangerschaftstest nach einer Hebamme umzuschauen.

Kurse von Geburtsvorbereiterinnen

Außer den Hebammen bieten auch Geburtsvorbereiterinnen Kurse für Eltern an. Sie haben eine fundierte Ausbildung über die GfG (Gesellschaft für Geburtsvorbereitung) absolviert; in der Regel sind es Frauen, die bereits selbst geboren haben und so ihren Erfahrungsschatz in ihre Arbeit mit einbringen. In dieser Art der Geburtsvorbereitung geht es inhaltlich auch um den Geburtsvorgang und die möglichen Unterstützungsmöglichkeiten.

Vertrauen

Das Augenmerk liegt auf der natürlichen Kraft der Frau und ihrer Fähigkeit, ein Kind auf natürliche Art und Weise zu gebären. Das Vertrauen in die Kraft des eigenen Körpers wird unterstützt und gestärkt.

Die Kosten für diese Kurse müssen selbst getragen werden. Aufgrund des Hebammenmangels könnte es jedoch sein, dass auch diese Kurse in Zukunft von den Krankenkassen finanziert werden. Eine Nachfrage bei der Krankenkasse ist auf jeden Fall zu empfehlen.

Yogakurse für Schwangere

Neben diesen „üblichen“ Möglichkeiten der Geburtsvorbereitung gibt es auch Yogakurse für Schwangere. Yoga wirkt ausgleichend, ist eine Mischung aus Bewegung und Entspannung. Es kann den Einklang von Körper, Geist und Seele unterstützen. Durch Meditationsübungen in Verbindung mit Atemübungen kommt es zur Entspannung des Körpers und der Seele. Dies ist nicht nur in der Schwangerschaft wünschenswert.

Viele Yogakurse werden zum Großteil von der Krankenkasse getragen; eine entsprechende Liste findet man über die Krankenkasse.

Geburt unter Hypnose oder Selbsthypnose

Eine weitere Möglichkeit, sich auf die Geburt vorzubereiten, ist die Geburt unter Hypnose oder Selbsthypnose. Bei der Selbsthypnose erlernt man die Möglichkeit, sich selbst zu „hypnotisieren“ und sich dadurch tief zu entspannen.

Durch die Konzentration unter der Geburt auf die Atmung werden die Geburtsschmerzen anders bzw. nicht so stark wahrgenommen und besser bewältigt. Hypnose stärkt das Vertrauen in die eigene Kraft und Intuition und fördert die Verbindung zum ungeborenen Baby.

Fazit

Welcher Weg gegangen wird, ist gar nicht so entscheidend. Aber es ist nicht unwichtig, sich auf diese wahrscheinlich größte Veränderung im Leben einer Frau bzw. eines Paares vorzubereiten. Denn es gibt mit dem ankommenden Baby ganz viele Veränderungen; die große Verantwortung für das neue, komplett abhängige kleine Menschlein.

Der veränderte Schlaf- und Essensrhythmus bzw. der massive Schlafmangel, der Wegfall sozialer Kontakte: Freunde ohne Kinder haben ganz andere Lebensinhalte und Lebensrhythmen – meist stimmt das nicht mehr überein, da mit einem Baby im Haushalt ganz andere Dinge Priorität haben. Das muss erst einmal verkraftet werden.

Neue Kontakte und Freundschaften

Dafür ergeben sich neue Kontakte und Freundschaften zu anderen Eltern, die den ähnlichen Tagesablauf mit Kindern haben. Der Wegfall der beruflichen Anerkennung der Frauen – viele der heutigen Frauen ziehen ganz viel Energie und Freude aus ihrem Job. Auch die sozialen Kontakte durch die Arbeit liegen vorerst brach. Die veränderte Partnerschaft mit teilweise veränderter Sexualität ist auch ein wichtiger Punkt.

All diese Veränderungen sollten vorher innerhalb des Paares durchdacht und besprochen werden. Und dafür kann der Besuch einer Geburtsvorbereitung, zusätzlich zur fachlichen Information, gedanklichen Anstoß geben.