Hebamme Cornelia Meister

PDA

von Cornelia Meister, Hebamme

Definition

Die Abkürzung PDA steht für PeriDuralAnästhesie, auch Epiduralanästhesie genannt. Dies ist ein Verfahren der Anästhesie/Betäubung und stellt eine Form der Schmerzbehandlung unter der Geburt dar, welche in der Regel die Schmerzen im Bauchbereich komplett beseitigt.

Anwendung

Beim Legen der PDA wird ein feiner Teflonschlauch (ungefähr so dick wie eine Miene eines Kugelschreibers) über eine metallische Kanüle nach örtlicher Betäubung in den sogenannten Periduralraum der Wirbelsäule der Frau geschoben. Das ganze findet im Lendenwirbelsäulenbereich statt, da dort die Nervenfasern enden, die den unteren Rücken und den Bauch der Frau versorgen. Die Schwangere sitzt in der Regel dafür auf der Bettkante und muß den (unteren) Rücken beugen, damit die Dornfortsätze der Wirbelsäule, welche ja dachziegelartig angelegt sind, „aufklappen“ können, sodass man diese mit der PDA-Nadel durchdringen kann. Den Einstich der örtlichen Betäubung spüren die Frauen als Stich, ähnlich wie beim Zahnarzt die örtliche Betäubung. Das Voranschieben des PDA-Katheters spüren die Frauen eventuell als Druckgefühl, nicht mehr als Schmerz. Dabei kann es eine Art „elektrischen“ Impuls im Rücken, im Popo oder in eins der Beine geben. Vergleichbar mit dem Gefühl, was man empfindet, wenn man sich am Ellenbogen, dem sogenannten „Musikantenknochen“ stößt. Der Katheter verbleibt an dieser Stelle und wird an der Ein- bzw. Austrittsstelle am Rücken steril verklebt. Im Anschluß wird eine Pumpe angeschlossen, welche die Frauen selbst bedienen können und sich somit jederzeit selbst die Schmerzbetäubung geben können. Die Pumpe hat eine Voreinstellung und eine zeitliche Sperre programmiert, so dass es nicht zu einer Überdosierung kommen kann.

Bewegung mit PDA

Heutzutage sind die Medikamente, die für die PDA verwendet werden, so gut und genau dosiert, sodass die Frauen auch weiterhin eine gute Beweglichkeit der Beine haben und sie sich somit auch weiterhin bewegen, laufen und alle erwünschten Geburtspositionen einnehmen können ( „walking epidural“). Das Gefühl beim Bewegen der Beine ist jedoch verändert, da ja das Gefühl an sich ausgeschaltet ist. Die Möglichkeit, mit der PDA in die Badewanne zu steigen und ein Entspannungsbad zu nehmen, besteht allerdings nicht mehr, da es zu einer Infektion durch das Badewasser über die Eintrittsstelle der PDA kommen könnte. In der Regel ist eine zusätzliche Entspannung auch nicht mehr notwendig, da die PDA eine optimale Entspannung gewährleistet.

Nutzung der PDA

Üblicherweise wird die PDA genutzt, wenn die Geburt begonnen hat und der Muttermund auch idealerweise schon ein Stück weit geöffnet sein sollte. Ist der Muttermund noch geschlossen, so sollte auf eine andere Schmerzbekämpfung zurückgegriffen werden, da das kindliche Köpfchen erstmal ein wenig Bezug zum Becken und Muttermund haben sollte, da es sich so optimal ins Becken begeben kann. Wird sich zu frühzeitig für eine PDA entschieden, dann kann es sein, dass sich das Köpfchen des Babys nicht ideal ins Becken schiebt, da die Umgebung – also das Becken – infolge der PDA zu sehr entspannt ist und die perfekte Beugung des Köpfchens durch den fehlenden äußeren Druck ausbleibt.

Mittlerweile nutzen in etwa ein Drittel aller Gebärenden die PDA, um sich die Schmerzen unter der Geburt zu erleichtern; das heißt es ist ein sehr häufig angewandtes Verfahren. Ist eine Frau sehr erschöpft, weil sie beispielsweise bereits die ganze Nacht mit Wehen zugebracht hat, so kann die PDA eine gute Möglichkeit darstellen, einen Kaiserschnitt infolge Erschöpfung der werdenden Mutter zu vermeiden. Sie kann dann infolge der Schmerzlinderung nochmal ruhen, vielleicht sogar kurz schlafen, neue Kräfte sammeln und dann erholter mit der Geburt fortfahren. Auch in der Geburtshilfe gilt: Schlaf ist oft die beste Medizin.

Desweiteren kann eine PDA durchaus sehr sinnvoll sein, wenn sich das Köpfchen des Babys nicht optimal ins Becken eingestellt hat. Durch die PDA entspannt sich die Mutter und ihre Beckenverhältnisse und das kindliche Köpfchen hat die Chance, sich nochmal im Becken in seiner Position zu verändern, begleitet mit unterstützender Bewegung des mütterlichen Beckens. Auch beim Verdacht auf ein großes kindliches Gewicht kann eine PDA unterstützend wirken, da das mütterliche Becken optimal entspannt ist und sich somit auch ein größeres Kind durchs Becken hindurcharbeiten kann.

Eingriff in die Natur

Jedoch, grundsätzlich ist jede Intervention ein Eingriff in den von der Natur vorgesehenen Ablauf der Geburt und niemand kann wirklich sagen, wie es ohne diese Intervention weiter verlaufen wäre. Auch hier in der Geburtshilfe gilt: Hinterher ist man immer schlauer. Grundsätzlich sollte aber unbedingt in die Arbeit der Geburtshelfer – seien es Hebammen oder ÄrztInnen- vertraut werden. Denn sie wünschen sich ebenso wie die Eltern eine gute Geburt mit einer gesunden Mutter und einem gesunden Kind. Und dafür geben sie ihr Bestes. Wenn Fragen oder Unklarheiten im Verlauf der Geburt auftauchen, so sollten diese bitte unbedingt von den werdenden Eltern angesprochen werden.

Bedürfnisse kommunizieren

Durch die Abläufe im Klinikbetrieb und durch die dort (meist) vorherrschende Unterbesetzung ist häufig nicht die Zeit, ausgiebige Gespräche mit den Eltern zu führen und ganz intensiv auf sie einzugehen; sie so gut kennenzulernen, dass man um ihre ganz speziellen Bedürfnisse und Wünsche weiß. Das ist schade und unbefriedigend für alle Beteiligten bei der Geburt. Darum ist es wichtig, eine gute Kommunikation anzustreben, die Bedürfnisse klar zu formulieren und vor allem auszusprechen.

Vorbereitung

Deshalb ist es sehr bedeutsam, dass sich die Frauen und Paare gut auf dieses Ereignis vorbereiten. Und damit ist nicht das Quersurfen im Internet gemeint, wo alle möglichen und unmöglichen Komplikationen und Situationen erklärt und durchgegangen werden. Damit ist gemeint, dass sich jede Frau (und jedes Paar) mit dem normalen Geburtsgeschehen auseinandersetzt, sie weiß, wie eine Geburt natürlicherweise abläuft – also welche Phasen es gibt, was da geschieht und vor allem, wie sie sich selbst dabei unterstützen kann und eine normale Geburt fördern kann. Dafür kann sie verschiedene Möglichkeiten nutzen:

  • Einen Vorbereitungskurs besuchen
  • Gespräche mit einer Hebamme führen
  • positive Geburten mit Freundinnen besprechen
  • sich vorab über den Geburtsort und die jeweiligen Besonderheiten informieren
  • mit ihrem Partner zusammen den Geburtsort nach vorangegangener Überlegung auswählen
  • sich über ihren eigenen Körper und ihr Körpergefühl Gedanken machen und dieses Körpergefühl unterstützen. Beispielsweise mit Geburtshypnose, Körperwahrnehmungs- und Entspannungsübungen.

Fazit PDA

Grundsätzlich kann man also sagen, dass die PDA durchaus ein Segen sein kann und damit so manch ein Kaiserschnitt verhindert wird. Trotzdem muss jeder Frau klar sein, dass eine PDA in den natürlichen Geburtsverlauf eingreift und eine medizinische Intervention darstellt. Mit liegender PDA ist die Beweglichkeit mitunter eingeschränkt bzw. liegen viele Frauen mit ihrer PDA tatsächlich viel im Bett. Ausruhen ist zwar gut und sinnvoll, aber darauf sollte auch wieder Bewegung erfolgen.

Frauen können gebären – sie sind dazu gemacht!

Und das gelingt schon seit Jahrtausenden, normalerweise ohne Zutun von außen. Das sollte uns bewusst sein! Und sollte es mal nicht den idealen Weg gehen, dann können wir dankbar sein über den aktuellen Stand der Medizin und auf Hilfsmittel dieser zurückgreifen.